Laufbandanalyse 

Bewegungsanalyse für Läufer

Die Bewegungsanalyse ein wichtiges Instrument beim Laufschuhkauf, zur Erhaltung der Gesundheit und zur Behebung bestehender Probleme und Schmerzen beim Laufen.

Zwei Arten der Bewegungsanalyse

Bevor wir auf die Durchführung und Inhalte einer Bewegungsanalyse beim Laufen eingehen, sollte hervorgehoben werden, dass diesbezüglich zwei Arten existieren, die sich in dem Grund und der Qualität, bzw. der Dauer der Analyse unterscheiden:

  1. Die medizinische Bewegungsanalyse,
  2. Die Bewegungsanalyse bei einem Laufschuhkauf.

Während die medizinische Analyse hauptsächlich durchgeführt wird, um die Ursachen bereits bestehender orthopädischer Probleme zu erkennen und dabei mögliche Tipps zur Lösungs dieses Problems durch fachmännischen Rat verspricht, dient die Bewegungsanalyse vornehmlich beim Laufschuhkauf im Fachgeschäft dazu, den geeigneten Laufschuh zu finden.  

Die medizinische Bewegungsanalysen sollte aus einer Reihe von Testverfahren bestehen und Hinweise über folgende Punkte geben:

  • Ursachen orthopädischer Probleme,
  • die Effizienz der Lauftechnik, bzw. des Laufstils,
  • therapeutische Maßnahmen, bzw. Maßnahmen zur Problembehebung,
  • Trainingsmaßnahmen, Trainingstipps,
  • notwendige Einlagen,
  • benötigte Eigenschaften der Joggingschuhe.

Bei der Analyse zum Laufschuhkauf wird hingegen der Schwerpunkt auf die empfehlenswerten Eigenschaften der Laufschuhe für den zu untersuchenden Läufer gelegt. Hier geht es hauptsächlich um folgende Themen: Dämpfung, Stabilität und Fußführung.

Entsprechend ist es vorteilhaft eine medizinische Bewegungsanalyse durchgeführt zu haben, um auf Basis dieser Erkenntnissen eine Laufschuhanalyse durchzuführen.

Bewegungsanalyse für wen?

Die medizinische Bewegungsanalyse ist für diejenigen Läufer sinnvoll, die bereits unter orthopädischen Problemen leiden und Schmerzen haben, oder vorsorglich aufgrund bereits vorhandener Fehlstellungen (Überpronation, O-Beine, X-Beine), noch ohne Beschwerden, ihre Biomechanik und ihren Bewegungsablauf überprüft wissen wollen. Das Ziel besteht darin,  beschwerdefrei zu werden oder zu bleiben. Gemäß Erhebungen geht man davon aus, dass circa 30-50% aller Läufer mindestens einmal pro Jahr orthopädische Probleme aufweisen oder gar längerfristig verletzt sind. Häufige Laufbeschwerden oder Verletzungen, für die eine Laufanalyse sinnvoll ist, findet man in den folgenden Bereichen:

  • Knie (ca. 36%), d.h. Läuferknie (Runners knee), Tractus iliotibialis Syndrom, Patella-Spitzen-Syndrom,
  • Fuß (ca. 22%), d.h. Fersensporn, Mittelfußschmerzen, Streßfrakturen,
  • Lendenwirbelsäule (ca. 10%), d.h. Rückenschmerzen,
  • Hüfte (ca. 10%), d.h. Leistenschmerzen,
  • Achillessehne (ca. 9%), d.h. Achillessehnenentzündung,
  • Sprunggelenk und Bein (ca. 7%), d.h. Schienbeinkantenprobleme, Streßfrakturen, 
  • Gesäßmuskulatur (ca. 6%).

Im Gegensatz zur medizinischen Analyse sollte jeder Läufer eine Bewegungsanalyse bei jedem Laufschuhkauf wahrnehmen. Manche Sportfachgeschäfte sind in der Lage, die einmal erfassten Daten zu speichern und diese ggf. beim nächsten Kauf wieder aufzurufen. Wir raten jedoch davon, ab ältere Daten zu verwenden, da sich der Bewegungsapparat mit fortlaufendem Training weiterentwickelt und somit bereits nach einigen Monaten eine Aktualisierung erforderlich wird. 

Worauf bei der Bewegungsanalyse geachtet werden sollte

Die zwei verschiedenen Arten von Bewegungsanalysen unterscheiden sich gravierend hinsichtlich der fachlichen Kompetenz des Analysten und seiner Beratungsqualität, der Zeitdauer der Durchführung, der Auswertung, laufspezifischer Empfehlungen und der Kosten.

Während die medizinische Analyse kostenpflichtig ist und ausschließlich von Personal aus gesundheitsorientierten Berufen durchgeführt werden sollte, also Physiotherapeuten, Orthopädie(schuh)techniker, Diplom-Fitnessökonome, Sportwissenschaftler oder Ärzte, sind die Bedingungen der Bewegungsanalyse beim Laufschuhkauf lockerer und nicht mit Kosten verbunden. Auch wenn hierzu diverse Aus- und Fortbildungen im Internet für fachfremde Personen angeboten werden, sollte man stets die berufliche Ausbildung des Analysten bei der medizinischen Bewegungsanalyse erfragen. 

In einer qualitativ guten Auswertung sollte dem Läufer vom Bewegungstherapeuten die Schmerz-, bzw. Problemursache erläutert, Schuhempfehlungen, Trainingstipps zu speziellen Übungen wie Lauf-ABC, Stretching und Koordinationstraining gegeben werden. Dadurch wird es dem Läufer möglich, sein Material, sein Training und seine Lauftechnik anzupassen, um schmerzfrei zu bleiben/werden, und auch um seine Leistung zu steigern. Eine gute Bewegungsanalyse endet in der Regel nicht ohne sehr triftige Gründe mit einer Empfehlung für Einlagen. Die Behandlung von Problemen im Zusammenhang mit dem Bewegungsapparat sollten in erster Linie durch gezieltes Training erfolgen und nicht indem der Fuß durch Einlagen ruhig gestellt wird. Einlagen sind die letzte Möglichkeit und dienen nur zur Unterstützung der Behandlung – also um Problemen beim Laufen zeitweilig vorzubeugen.

Medizinische Bewegungsanalyse im Lauflabor

Vor dem Beginn der medizinischen Bewegungsanalyse auf dem Laufband steht das persönliche Gespräch mit dem oben genannten Analysten. Danach sollte der komplette Bewegungsapparat und die alten, bzw. aktuellen Laufschuhe des Läufers betrachtet und bewertet werden. Muskuläre Dysbalancen und ungeeignetes sowie verschlissenes Schuhwerk können die Ursachen vieler Beschwerden beim Laufen sein. Deshalb sollte mit der Analyse der Füße und deren Druckverteilung, via Fußscan, begonnen werden. Anhand dieser Daten kann der Therapeut Auskunft geben, ob die aktuellen Schuhmodelle für den Läufer geeignet sind, oder nicht. Danach sollten Funktionstests der Füße und Sprunggelenke durchgeführt, der Beckenstand überprüft und die Beinachsen und Beinlängen vermessen werden. Dabei können selbst kleinste Abweichungen im Bewegungsablauf aufgezeigt werden, was wichtig ist, da auch diese für Beschwerden und Verletzungen verantwortlich sein können. Ziel der Analyse ist es, den gesamten unteren Bewegungsapparates zu erfassen, um so genaue Aussagen über Stabilität und Statik der Beine und Füße, im Zusammenspiel mit Muskeln und Sehnen treffen zu können, sowie durch Dysbalancen verursachte Blockaden ausfindig zu machen. Diese können ebenfalls Auslöser oben genannter Laufbeschwerden sein können. Im Anschluss erfolgt die Laufbandanalyse.

Die Laufbandanalyse

Die Laufbandanalyse ist der Kern der medizinischen Bewegungsanalyse. Sie ist die beste Möglichkeit, den Ablauf aller Bewegungen und die Auswirkungen auf den gesamten Bewegungsapparat zu erfassen. Oftmals werden erst dadurch muskuläre Dysbalancen im Zusammenspiel mit den Gelenken erkannt. Weiterhin ermittelt sie:

  • Laufstil
  • Fußführung
  • Pronation
  • dynamische Beinstellung
  • und den Aufprallstoß des Läufers.

Vorteile und Durchführung der Laufbandanalyse

Der Vorteil der Laufbandanalyse ist, dass die oben genannten Faktoren unter realen Bedingungen während der einzelnen Laufphasen erfasst werden. Also Landephase, Stützphase und Abdruckphase. Sie werden mit einer oder mittels mehrerer Videokameras, von hinten und von der Seite, aufgezeichnet und anschließend im Auswertungsgespräch in Zeitlupe analysiert und bewertet. Um genaue Anhaltspunkte zu erhalten, werden dabei Markierungen an Fixpunkten, wie den Dornfortsätzen der Wirbelsäule, am Hüftgelenk, am Gesäßmuskel, in der Kniekehle, Wade und dem Fersenbein gesetzt. Dadurch wird die Dynamik und Verschiebung der Muskulatur und axiale oder nicht-axiale Bewegungen der Gelenke ermittelt.

In der ersten Durchführungsphase wird barfuß gelaufen, um unterscheiden zu können, ob ein Problem vom Körper oder vom Schuh herrührt. Eine zusätzliche Messung des dynamischen Fußdruckes ist eine gute Möglichkeit, um die direkten Auswirkungen des Körpergewichts zu erfassen und den Aufprallstoß auf die Knie und Sprunggelenke zu ermitteln. Diese Methode ist aber nicht bei jeder medizinischen Bewegungsanalyse essentiell. Sie wird ebenfalls barfuß auf einer Druckmessplatte gelaufen, oder im Laufschuh integriert. Eine Auswertung der Messung des Fußdruckes erfolgt meist in einem 3-D Bild. 

Die zweite Durchführungsphase erfolgt dann mit dem gewohnten Laufschuhpaar. Besitzt man mehrere Paar Laufschuhe, sollten diese ebenfalls getestet werden, um dessen Auswirkungen, ob positiv oder negativ, auf den Bewegungsapparat zu ermitteln und eine endgültige Lösung für die bestehenden Laufprobleme zu finden.

Nach der Laufbandanalyse folgt das Auswertungsgespräch. In diesem werden die Videoaufzeichnungen analysiert und zusammen mit dem Läufer ausgewertet. Hier können letzte Fragen geklärt werden, bevor abschließend wichtige Hinweise, Empfehlungen und Tipps zu Laufschuhen, dem Laufstil, der Lauftechnik und der Trainingssteuerung (Trainingsplan) gegeben werden. Häufig kommt auch das Thema der Notwendigkeit von Einlagen auf. 

Fachgeschäfte für Laufschuhe bieten für die gezielte Laufschuhberatung wesentlich vereinfachte Bewegungsanalysen oder auch Laufanalysen an.

Die Laufanalyse beim Laufschuhkauf

Die Laufanalyse während der Laufschuhberatung ist üblicherweise kostenlos und soll Informationen für die optimalen Anforderungen für Joggingschuhe ermitteln. Dabei werden unter Berücksichtigung von Geschlecht und Gewicht, sowie mittels verschiedener Analyseverfahren, wie z.B. Motionquest, folgende Informationen ermittelt:

  • Laufstil,
  • Fußform,
  • Pronation,
  • Beinachsenstellung (statisch und dynamisch),
  • Fußführung beim Laufen (Rotation der Füße),
  • Aufprallstoß (Sprung- und Kniegelenk).

Der Joggingschuh muss zum Läufer passen und nicht umgekehrt. Der Laufstil (Fersenfußlauf, Mittelfußlauf oder Vorfußlauf) ist bei der Auswahl von Laufschuhen ein sehr wichtiges Kriterium und bestimmt stark darüber, welche Modelle überhaupt in Frage kommen. Zur einer umfassenden Analyse gehören auch folgende Tests und Faktoren: 

  • Gangarttest: In Fachgeschäften bittet der Berater in der Regel darum, zuerst einige Schritte barfuß zu gehen und erst anschließend zu laufen. Am Gang können ggf. andere Aspekte erkannt werden, als beim Laufen unter Belastung.
  • Der Fußscan dient der Analyse der Fußform und ermittelt Normalfuß, Senkfuß, Hohlfuß oder Spreizfuß. Der Fußtyp kann Auskunft über etwaige Fehlstellungen wie Überpronations- oder Supinationsproblematiken geben. Das ist jedoch nur ein Anhaltspunkt und berücksichtigt nicht den Bewegungsablauf.
  • Die Fußdruckmessung stellt die Gewichtsverteilung unter der Fußsohle dar. Diese Analyse findet hauptsächlich im Stand statt. Besser wäre die Druckmessung in Bewegung, was aus Kostengründen kaum möglich ist.
  • Bei der Beinachsenvermessung wird die statische Beinachsenstellung ermittelt und damit ermittelt, ob ein Läufer X-Beine oder O-Beine aufweist. Diese sind an dem Freiraum zwischen den Knien erkennbar. Die dynamische Beinachsenstellung wird über einbeinige Kniebeugen ermittelt. Das Bewegungsverhalten der Knie bei Belastung bzw. beim Laufen kann Aufschluss über die muskuläre Stabilisationsfähigkeit und deren Einfluss auf die Füße geben. Dreht das Knie nach innen, besteht die Neigung zur Überpronation, während ein nach Außen-drehen Supinationstendenzen zeigt. Ideal ist die Bewegung der Knie in einer Linie.
  • Die Fußführung beim Laufen zeigt, ob der Läufer ein Auswärtsrotator, Normalrotator oder Einwärtsrotator ist. Einfach gesagt, wie groß die V-Stellung der Füße beim Laufen ist. Aus dieser Stellung lässt sich ableiten, ob Überpronations- oder Supinationstendenzen gefördert werden.
  • Der Aufprallstoß mittels Videoaufzeichnung, der auf Kniegelenke und Sprunggelenke wirkt, steht direkt mit dem Körpergewicht des Läufers im Zusammenhang. Er gibt Auskunft über die erforderliche Dämpfung und Stabilität in Joggingschuhen.
  • Nicht zu vernachlässigen ist auch die Flexibilität im Sprunggelenk. Verkürzte Wadenmuskeln lassen sich leicht beim Hocken erkennen. Setzt die Ferse dabei trotzdem noch flach auf den Boden auf, ist genügend Flexibilität vorhanden. Andernfalls erfordert es einen stabilieren Schuh mit wenig Torsion und guten Führungseigenschaften.

Tipp: Sehr aufschlussreich sind die Abriebmuster auf der Sohle von verschlissenen Laufschuhen. Auch sie geben Informationen über Gangart und Laufstil.

Im Fachgeschäft oder Lauflabor?

Eine ausführliche Bewegungsanalyse im Lauflabor, oder im orthopädischen Fachzentrum, ist immer derjenigen im Fachgeschäft für Joggingschuhe vorzuziehen. Zu komplex und individuell ist das Zusammenspiel aller Bewegungen, als dass es in einer kurzen Zeit richtig erfasst und ausgewertet werden kann. Nur Spezialisten können umfassende Aussagen hinsichtlich der Biomechanik treffen. Ein nicht selten beobachtetes Beispiel dafür ist der Zusammenhang zwischen O-Beinen und Pronationsstützen. Es besteht die Gefahr, dass beim Kauf eine Überpronation diagnostiziert wird und Laufschuhe mit Pronationsstützen empfohlen werden, obwohl dies bei O-Beinen kontraproduktiv ist.

Grundsätzlich ist aber jede Laufbandanalyse  ein sehr hilfreiches Instrument, sofern es von kundigen Spezialisten begleitet wird, da alle Bewegungen unter realen Bedingungen erfasst werden. Dadurch können Aussagen und Verbesserungsmöglichkeiten hinsichtlich des Laufstils gegeben werden.

Nachteil einer Laufbandanalyse

Der einzige Nachteil der Laufbandanalyse ist, dass das Laufband für bestimmte Läufer ungewohnt sein kann und unter Umständen zu einem etwas anderen Laufstil führt, als unter normalen Laufbedingungen. Auch die Art des Laufbandes entscheidet über Qualität des Laufens. Man sollte in solchen Fällen ruhig etwas länger auf dem Band verbleiben und solange laufen, bis man ein gewohntes und sicheres Laufgefühl gefunden hat und erst dann die Analyse durchführen lassen.